Freedom is not a gift given, it`s a choice made
31.08.10
Pictures
26.08.10
Neues aus Leh
Ich bin restlos begeistert. Als ich heute auf mein Konto schaute und Eure ganzen Spenden zusammenzaehlte, kam ich sage und schreibe auf ueber 10.000 Euro!! Sehr gerne wuerde ich jedem Einzelnen Spender danken, aber das ist unmoeglich, zumal ich viele Spender gar nicht persoenlich kenne. Herzlichen Dank und ein dickes Julley an alle Spender!!!
Letzes Wochenende bin ich ja mit Chuskit, unserer einheimischen Angestellten, in ihr Heimatort Saboo (Nachbardorf von Leh) gefahren. Sie kennt die Leute vor Ort und auch die Verhaeltnisse dort. Saboo hat 3 Flutwellen von verschiedenen Seiten abbegkommen. Die Hauptstasse mit den angrenzenden Haeusern ist voellig weggerissen worden. Auch viele Felder und damit die wichtige Ernte wurden zerstoert. Viele Kuehe (auch Milchkuehe) starben in der Flut. Wieder war ich erstaunt, welche Macht und Kraft so eine Naturgewalt haben kann. Felsbloecke in der Groesse eines kleinen Autos lagen ueberall herum.
Wir konnten 4 Familien ausfindig machen, die alles verloren haben. Eine 10-koepfige Familie schaffte es nur noch durch das Fenster im Obergeschoss zu fluechten und auf den naechsten Berg zuzurennen, bevor die Schlammfluten das Haus einstuerzen liessen. Sie wohnen jetzt zusammengepfercht in einem Zelt und einem kleinen Raum, den ihnen das Kloster vorruebergehend zur Verfuegung gestellt hat. Trotz allen Ungluecks wird mir jedesmal Tee mit viel Zucker serviert bei den Gespraechen mit den Familien. Die 20000 Rupies, die ich Wangial, dem Familienoberhaupt uebergeben habe, waren fuer sie ein Geschenk des Himmels.
So auch fuer Padma Chuskit, die mir folgende Story erzaehlt hat:
Nach dem Abend edssen gingen ihr Mann und die Kinder (2) schlafen. Sie nkonnte nicht. Um 22.00 Uhr setzte heftiger Regen und Gewitter ein. Sie hoerte den Wind um das Haus pfeifen und ploetzlich einen ohrenbetaeubenden Laerm. Das ganze Haus begann zu wackeln. Sie dachte es waere ein Erdbeben und weckte Mann und Kinder. Das ganze Zimmer war zuerst voller Staub, dann drang Wasser und Schlamm zur Eingangstuere herein. Die Familie wollte durch die Haustuere fluechten, aber der Weg war durch Schlamm u8nd Steine versperrt. Padma Chuskit schnappte die Kinder und reichte beide durch das Fenster. Der Mann hielt immer noch die Tuere zu, um das Wasser draussen zu halten. Als es schon kniehoch im Raum stand, eilte er selbst zum Fenster und Padma Chuskit zog ihn aus dem Schlamm zum Fenster raus. Sie wateten durch den Schlamm und konnten sich gerade noch retten, bevor das Wasser das Haus wegspuelte. Auch sie wohnen jetzt im Zelt. Als ich Padma Chuskit meine Spende gegeben habe, standen ihr die Traenen in den Augen und sie fiel voller Dankbarkeit vor mir auf die Knie. Mir war das aeusserst peinlich.
So oder aehnlich haben viele Menschen das Unglueck erlebt und mir beschrieben. Es ist fuer mich wirklich einschoenes Gefuehl, den Menschen hautnah helfen zu koennen und zu sehen, dass das Geld da ankommt, wo es wirklich dringend gebraucht wird.
Ich habe jetzt auch schon an versch. Meetings der groesseren Organisationen teilgenommen, die die Vergabe von z.B. Matratzen, Decken, Seife, Wassertabletten, Winterklamotten, Zelten, Kochern usw. koordinieren. Hat mich aber nicht sovom Hocker gerissen. Zu grosser Administrationsaufwand. Ausserdem werden da nur hauptsaechlich die Camps in Leh und der naechsten Umgebung mit dem Noetigsten ausgestattet, aber in den kleinen Doerfern weiter weg, werden die Menschen oft vergessen und kein Vertreter von "Pragya" oder " Save the Children" usw. kommt hierher und schaut nach dem Notwendigsten.
Eine kleine Organisation habe ich ausfindig gemacht, die Wasserfilter und Solarlampen an Beduerftige verteilt. Die habe ich auch in Saboo angetroffen. Diese finde ich sehr sinnvoll und das brauchen alle Haushalte in allen zerstoerten Gebieten. Aerzte ohne Grenzen zieht ihre Leute am 5. Sept. schon wieder ab, nachdem sie erst 2 Wochen nach dem Unglueck angerueckt sind. Muss ich das verstehen?
Die Indische Regierung hat jeder Familie, die ihr Haus verloren hat, 200.00 Rupies zugeswagt. Aber die ganz einfachen Leute, die meistens gar nicht lesen und schreiben koennen, wissen nicht mal, wo das Geld zu beantragen ist, geschwiege denn, wie sie so einen Antrag ausfuellen sollen. Auch hier ist Hilfe notwendig.
Die Strasse durch Choglamsar ist wieder befahrbar, rechts und links der Dreckberge verkaufen die Shops Gemuese und anderes Zeugs. Es ist kaum zu glauben wie schnell man sich doch an den Anblick der Verwuestung gewoehnt, wenn man durch Choglamsar faehrt. Dieser Stadtteil wird nicht mehr aufgebaut, sondern den Tibetern (die hier hauptsaechlich wohnen) wird ein anderes Gebiet jenseits des Indus zugeteilt. Das gefaellt den Tibetern aber gar nicht, weil das Gebiet sehr sandig und unfruchtbar ist. Die Tibeter, die in Ladakh nur als Gaeste geduldet werden, und die Ladakhis leben in getrennten Vierteln. Obwohl beide Volksstaemme Buddhisten sind, haben sie kaum Beruehrungspunkte und wollen das auch nicht.
So liebe Freunde, es gibt hier aber nicht nur Schlimmes zu berichten. Meine Arbeit als Physio macht mir sehr viel Spass. Und die Hausbesuche sind immer besonders spannend, weil ich nie weiss wie ich die Patienten antreffe. Aber darueber moechte ich Euch das naechste Mal berichten.
Und Bilder gibts dann hoffentlich auch wieder.
Machts alle gut und nochmals vielen Dank fuer die Spendenbereitschaft
Julley
20.08.10
Leben und Leiden in Leh
17.08.10
Hilfe fuer Leh
Ich konnte damit schon etliches Gutes tun. Ist zwar nur ein Tropfen auf den heissen Stein aber Kleinvieh macht auch Mist und die Menschen sind so sehr dankbar dafuer. So wie unsere Angestellte Kunzang, die ihr Haus und fast ihr Leben und das Leben ihres Babys verloren haette. Sie nusste sich 30 min. an einen Gitter mit Baby festhalten, waehrend die Flut ueber ihren Kopf hinweg fegte. Dann hat sie das Baby ein Stockwerk zu ihren Vermietern hochgeworfen. Schreckliche Geschichte.
Oder Martha Phuntiak, die mit ansehen musste wie in Choglansar das Haus ihrer Nachbarn weggerissen wurde mitsamt Vater, Mutter, zwei Kindern und Tante. Allessamt haben das Unglueck nicht ueberlebt. Nur die eine schwangere Tochter, die bei einem Onkel uebernachtete, ist am Leben.
Oder Sonam, die querschnittsgelaehmt und 16 Jahre alt ist. Deren Haus ist vollstaendig mit Schlamm gefuellt und wir sind noch dabei es auszuschaufeln. DerBruder hat das Maedchen in dieser Nacht auf den Ruecken genommen und ist um sein Leben gerannt. Die Familie wohnt jetzt vorruebergehend in der aufgebauten Zeltstadt.
Diesen drei habe ich jetzt von Euren Spendengeldern Hilfe zukommen lassen. Und es sind noch genuegend.
Seit Montag gehen wir uch wieder ins RAC arbeiten. Die kleinen Patienten wollen auch behandelt werden. Deshalb ist unsere Zeit zum Buddeln und Helfen knapp geworden. Aber wir versuchen, so viel wie moeglich zu helfen.
Immer wieder versuche ich Bilder hochzuladen von meiner Arbeit als Physio als auch Bilder der Flutkatastrophe. Leider ist das Internet voellig ueberlastet und nichts geht. Muesst Euch noch ein wenig gedulden.
Nochmals herzlichen Dank fuer alle Eure Hilfe!!!
Alles Liebe aus Leh
Lisa
13.08.10
Flutwelle in Leh
Schon am Do Nacht hat es heftig gewittert und geregnet. Da haben wir halt Schuesseln und Toepfe aufgestellt, um das durchs Dach tropfende Wasser aufzufangen.
Die naechste Nacht um 00.06h brach die Hoelle los. Es haemmerte aufs Dach, Blitze zuckten ringsherum, ein Donnergetoese war zu hoeren, als wuerden die Goetter vom Dach der Welt auf die Menschheit herunterschreien. Ins Erdgeschoss drang schnell viel Wasser ein und breitete sich im Hausgang aus. Alle Hausbewohner versammelten sich unten. Wir hatten alle Angst. Ladakh hat noch NIE so viel Regen gesehen. Die Haeuser sind dafuer nicht gebaut. Die Lehmsteine weichen auf und werden instabil.
Irgendwann liess dann das Getoese und das Haemmern aufs Dach nach. Wir befoerderten das Wasser mit Eimern, Besen und Lappen nach draussen. Der ganze Garten stand unter Wasser. Wir waren alle froh, als wir wieder in unsere Schlafsaecke kriechen konnten. Bis dahin dachten wir, es waere ein ganz gewoehnliches Unwetter gewesen. Weit gefehlt!!
Am naechsten Morgen kam ein Anruf ueber Handy, dass die Therapie ausfaellt, der Busbahnhof sei durch eine Flut zerstoert worden, es gaebe Tote und viele Verletzte. Wie paralysiert sprangen wir vom Fruehstueck auf und rannten Richtung Main Bazar. Wir trauten unseren Augen nicht und so langsam drang die schreckliche Wahrheit in unser Bewusstsein. Eine riesige Schlammlawine hatte sich vom Berg geloest und eine Schneise der Verwuestung mitten durch die Stadt geschlagen. Zerstoerte Haeuser, unbefahrbare Strassen, Autos und Busse bis zur Unkenntlichkeit mitgerissen.
Eine Menge Menschen irrte ziellos umher oder manche gruben mit den Haenden nach Angehoerigen. Es war ein grauenhafter Anblick. Ich musste mit den Traenen kaempfen und gleichzeitig war ich mit einer Dankbarkeit erfuellt, dass die Flut uns verschont hat. Noch am selben Tag verteilten wir gekochten Reis an Hungrige und schleppten Steine und Dreck.
Die darauffolgenden Tage liessen wir uns von der Ladakh-Buddhist-Association zur Arbeit rekrutieren und nach Choglamsar fahren. Leute, was wir da gesehen haben, uebertrifft die Welle in Leh noch um ein Vielfaches, mit Worten nicht zu beschreiben. So stelle ich mir ein erdbeben oder eine Bombadierung im Krieg vor. die Bilder brennen sich ins Gehirn und verfolgen uns in unseren Traeumen.
Wir buddeln Haeuser aus, waten kniehoch durch Schlamm, desinfizieren und verbinden Wunden und schleifen noch vorhandenes Hab und Gut aus einsturzgefaehrdeten Haeusern. Das Militaer reagiert nur langsam und somit laeuft die nationale Hilfe auch sehr langsam an. Indische Mentalitaet halt.
Ich habe das Gefuehl, mehr Touristen und Auslaender sind am Arbeiten, waehrend die Einheimischen voellig starr und apathischsind und nicht wissen, wo sie anpacken sollen.
So eine Situation hat es in Ladakh noch NIE gegeben und die Menschen wissen ueberhaupt nicht damit umzugehen. Viele haben alles, aber auch wirklich alles verloren. die meisten Ladakhis haben kein Bnkkonto und bewahren ihr Bargeld zuhause auf. WEG!!! Und wieder einmal trifft es die Aermsten in Choglamsar am meisten.
Wie schnell kann doch von einem Tag auf den Anderen alles anders sein. Das ist mir hier so hautnah bewusst geworden ohne die ueblichen Phrasen, die man so oft leichtfertig von sich gibt.
So vergehen die Tage, waehrend das RAC geschlossen bleibt. Aber alle unsere kleinen Patienten sind am Leben. Gottseidank!!
Die naechsten vier Naechte verbringen wir auf der Shanti Stupa in Zelten, weil alle Angst vor neuem Regen und somit Erdrutschen haben. Es gleicht einer Massenveranstaltung und aehnelt einem Volksfest da oben. Trotz allem Ungluecks sind die Menschen hier ruhig und freundlich, zuvorkommend und ueberhaupt nichyt panisch. Sie kochen, lachen und singen. Ich finde das sehr ergreifend. Wenn sie um einen nahestehenden Menschen trauen, dann tun sie das aus vollem Herzen und lassen ihn danach los in ihren Herzen. Das ist eben Teil des buddhistischen Glaubens.
Am Mittwoch, 11.08. war hier ein Trauermarsch vom Busbahnhof nach Choglamsar. Ca 8000 Menschen nahmen daran teil mit Kerzen und Gesaengen.
Seit Mittwoch hat die Ladakh-hilfe in ihren Raeumen ein Trauma-Center eingerichtet. Wir bieten Gespraechs-Atem- und Koerpertherapie fuer Betroffenean und ab Montaqg kommen wieder unsere Kinder.
Wenn ich jetzt so durch die Strassen gehe, merke ich, dass sie immer leerer werden.. Die touristen reisen ab, weil keine Trekkingtouren gehen, neue kommen nicht nach, weil das Auswaertige Amt vor Reisen nach Ladakh gewarnt hat und alle Reiseveranstalter ihre Reisen gecancelt haben. Das trifft die hiesigen Haendler sehr stark. Sie sind auf die Sommereinnahmen durch die Touristen angewiesen. Viele Laeden haben schon geschlossen, andere denken darueber nach. Die Tibetermaerkte sind rar geworden.
Die Strassen nach Srinagar und Manali sind immer noch nicht passierbar. Deshalb gibts kein Obst mehr auf den Maerkten. Hungern tun wir aber trotzdem nicht. Keine Angst. So ein leckeres Bananen-Lassi ist jetzt halt nicht mehr drin.
Wann wir wieder Telefonfestnetz und somit Internetverbindung haben, das steht in den Sternen. Der Strom faellt noch erschreckend oft aus und reicht gerade mal um die Akkus fuer die Kamera aufzuladen.
Ja meine Lieben, es gaebe noch so viiiiel zu erzaehlen, aber das wuerde den Rahmen sprengen. Aber eins weiss ich, wir Freiwilligen werden gerade jetzt hier gebraucht und die Menschen sind dafuer sehr dankbar!
Euch allen wuensche ich ein schoenes, geruhsames und sonniges Wochenende!!
Julley!!! Lisa
P.S. Habe versucht, Bilder hochzuladen. Keine Chance!! Deswegen gibts die ein anderes Mal!
04.08.10
Meinen ersten Arbeitstag........
02.08.10
About LEH
Leh ist die Hauptstadt des indischen Bezirks Ladakh, auch genannt Klein Tibet. Es ist die hoechste ganzjaehrig bewohnte Stadt der Erde auf 3500m hoch. Im Norden grenzt Ladakh an Jammu und Kashmir (fliessende Grenze), im Westen an Pakistan und im Osten an Tibet (China). Geht man von den sehr bevoelkerten lauten Hauptstrassen weg in die verwinkelten Gassen von Old Leh, hat man das Gefuehl man befindet sich im Mittelalter mit den kleinen Gassen und Abflussrinnen. Da hats dann typische Chapati-Baecker und Schneider in kleinen, dunklen Raeumen zur Strasse hin offen. Leh beherbergt einen Kaiserpalast und jede Menge Stupas., von denen die Shanti Stupa erst 1991 vom Dalai Lama eingeweiht wurde.
Leh besteht zum grossten Teil aus Buddhisten, ausserdem eine kleine Menge Moslems und ein paar Christen.
Das Staedtchen hat ca. 8000 Einwohner. Im Sommer aber schwillt es auf ueber die doppelte Menge an wegen der vielen Touristen, die wegen des umgebenden Himalaya-Gebirges und den begehbaren Paessen Khardung-La (5600m) und der Chang-La (5100m) im Trekking Fieber sind. Dementsprechend sind auch im Sommer die Gaestehauser ausgebucht und die Restaurants voll. Natuerlich darf man sich die Gaestehaeuser und die Restaurants nicht so komfortabel wie bei uns vorstellen. Sehr spartanisch!!!! (Es gibt aber auch ein richtig tolles teures Hotel)Entweder nur ein indisches Stehklo oder ein Ladakhi- Kompostklo. Wenn man Glueck hat gibt es warmes Wasser. Auch der Strom faellt des oefteren aus. Eigentlich alles recht gemuetlich, wenn man kein Sauberkeitsfanatiker ist.
Das Essen ist superlecker und sehr vielfaeltig, schon allein wegen der Touristen aus aller Herren Laender. Ich selbst habe mir Leh viel viel kleiner vorgestellt. Die Landschaft ringsherum ist einfach einmalig. Die Berge.......Hmmmmm! Die kleinen Laeden mit ihren Exotischen Auslagen und die Tibetermaerkte mit Schmuck und so..... Hier fuehle ich mich jetzt schon sehr wohl. Der ganze Ort besitzt eine aussergewoehnliche Energie.....vielleicht schon allein wegen der Naehe zum Himmel. Die Hoehe uebrigens, macht mir nix mehr aus:-)
Das naechste Mal, das verspreche ich Euch, werde ich Euch ueber meine Arbeit berichten. Sehr spannend!!!! Julley!!!