Freedom is not a gift given, it`s a choice made

Freedom is not a gift given, it`s a choice made

26.08.10

Neues aus Leh

Hallo Zuhause in Deutschland!
Ich bin restlos begeistert. Als ich heute auf mein Konto schaute und Eure ganzen Spenden zusammenzaehlte, kam ich sage und schreibe auf ueber 10.000 Euro!! Sehr gerne wuerde ich jedem Einzelnen Spender danken, aber das ist unmoeglich, zumal ich viele Spender gar nicht persoenlich kenne. Herzlichen Dank und ein dickes Julley an alle Spender!!!

Letzes Wochenende bin ich ja mit Chuskit, unserer einheimischen Angestellten, in ihr Heimatort Saboo (Nachbardorf von Leh) gefahren. Sie kennt die Leute vor Ort und auch die Verhaeltnisse dort. Saboo hat 3 Flutwellen von verschiedenen Seiten abbegkommen. Die Hauptstasse mit den angrenzenden Haeusern ist voellig weggerissen worden. Auch viele Felder und damit die wichtige Ernte wurden zerstoert. Viele Kuehe (auch Milchkuehe) starben in der Flut. Wieder war ich erstaunt, welche Macht und Kraft so eine Naturgewalt haben kann. Felsbloecke in der Groesse eines kleinen Autos lagen ueberall herum.
Wir konnten 4 Familien ausfindig machen, die alles verloren haben. Eine 10-koepfige Familie schaffte es nur noch durch das Fenster im Obergeschoss zu fluechten und auf den naechsten Berg zuzurennen, bevor die Schlammfluten das Haus einstuerzen liessen. Sie wohnen jetzt zusammengepfercht in einem Zelt und einem kleinen Raum, den ihnen das Kloster vorruebergehend zur Verfuegung gestellt hat. Trotz allen Ungluecks wird mir jedesmal Tee mit viel Zucker serviert bei den Gespraechen mit den Familien. Die 20000 Rupies, die ich Wangial, dem Familienoberhaupt uebergeben habe, waren fuer sie ein Geschenk des Himmels.
So auch fuer Padma Chuskit, die mir folgende Story erzaehlt hat:
Nach dem Abend edssen gingen ihr Mann und die Kinder (2) schlafen. Sie nkonnte nicht. Um 22.00 Uhr setzte heftiger Regen und Gewitter ein. Sie hoerte den Wind um das Haus pfeifen und ploetzlich einen ohrenbetaeubenden Laerm. Das ganze Haus begann zu wackeln. Sie dachte es waere ein Erdbeben und weckte Mann und Kinder. Das ganze Zimmer war zuerst voller Staub, dann drang Wasser und Schlamm zur Eingangstuere herein. Die Familie wollte durch die Haustuere fluechten, aber der Weg war durch Schlamm u8nd Steine versperrt. Padma Chuskit schnappte die Kinder und reichte beide durch das Fenster. Der Mann hielt immer noch die Tuere zu, um das Wasser draussen zu halten. Als es schon kniehoch im Raum stand, eilte er selbst zum Fenster und Padma Chuskit zog ihn aus dem Schlamm zum Fenster raus. Sie wateten durch den Schlamm und konnten sich gerade noch retten, bevor das Wasser das Haus wegspuelte. Auch sie wohnen jetzt im Zelt. Als ich Padma Chuskit meine Spende gegeben habe, standen ihr die Traenen in den Augen und sie fiel voller Dankbarkeit vor mir auf die Knie. Mir war das aeusserst peinlich.
So oder aehnlich haben viele Menschen das Unglueck erlebt und mir beschrieben. Es ist fuer mich wirklich einschoenes Gefuehl, den Menschen hautnah helfen zu koennen und zu sehen, dass das Geld da ankommt, wo es wirklich dringend gebraucht wird.

Ich habe jetzt auch schon an versch. Meetings der groesseren Organisationen teilgenommen, die die Vergabe von z.B. Matratzen, Decken, Seife, Wassertabletten, Winterklamotten, Zelten, Kochern usw. koordinieren. Hat mich aber nicht sovom Hocker gerissen. Zu grosser Administrationsaufwand. Ausserdem werden da nur hauptsaechlich die Camps in Leh und der naechsten Umgebung mit dem Noetigsten ausgestattet, aber in den kleinen Doerfern weiter weg, werden die Menschen oft vergessen und kein Vertreter von "Pragya" oder " Save the Children" usw. kommt hierher und schaut nach dem Notwendigsten.
Eine kleine Organisation habe ich ausfindig gemacht, die Wasserfilter und Solarlampen an Beduerftige verteilt. Die habe ich auch in Saboo angetroffen. Diese finde ich sehr sinnvoll und das brauchen alle Haushalte in allen zerstoerten Gebieten. Aerzte ohne Grenzen zieht ihre Leute am 5. Sept. schon wieder ab, nachdem sie erst 2 Wochen nach dem Unglueck angerueckt sind. Muss ich das verstehen?
Die Indische Regierung hat jeder Familie, die ihr Haus verloren hat, 200.00 Rupies zugeswagt. Aber die ganz einfachen Leute, die meistens gar nicht lesen und schreiben koennen, wissen nicht mal, wo das Geld zu beantragen ist, geschwiege denn, wie sie so einen Antrag ausfuellen sollen. Auch hier ist Hilfe notwendig.
Die Strasse durch Choglamsar ist wieder befahrbar, rechts und links der Dreckberge verkaufen die Shops Gemuese und anderes Zeugs. Es ist kaum zu glauben wie schnell man sich doch an den Anblick der Verwuestung gewoehnt, wenn man durch Choglamsar faehrt. Dieser Stadtteil wird nicht mehr aufgebaut, sondern den Tibetern (die hier hauptsaechlich wohnen) wird ein anderes Gebiet jenseits des Indus zugeteilt. Das gefaellt den Tibetern aber gar nicht, weil das Gebiet sehr sandig und unfruchtbar ist. Die Tibeter, die in Ladakh nur als Gaeste geduldet werden, und die Ladakhis leben in getrennten Vierteln. Obwohl beide Volksstaemme Buddhisten sind, haben sie kaum Beruehrungspunkte und wollen das auch nicht.
So liebe Freunde, es gibt hier aber nicht nur Schlimmes zu berichten. Meine Arbeit als Physio macht mir sehr viel Spass. Und die Hausbesuche sind immer besonders spannend, weil ich nie weiss wie ich die Patienten antreffe. Aber darueber moechte ich Euch das naechste Mal berichten.
Und Bilder gibts dann hoffentlich auch wieder.
Machts alle gut und nochmals vielen Dank fuer die Spendenbereitschaft
Julley

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