Freedom is not a gift given, it`s a choice made

Freedom is not a gift given, it`s a choice made

20.08.10

Leben und Leiden in Leh






Liebe Freunde!

Ich bin absolut ueberwaeltigt von Eurer spontanen Spendenbereitschaft und Eurem Vertrauen. Bis jetzt sind insgesamt 7625 Euro
auf meinem Konto eingegangen. Der Wahnsinn!! Ich bin sehr gluecklich darueber! Dankeschoen! Und ganz gewiss werde ich jeden Cent davon fuer die Flutopfer einsetzen. Ich habe gestern abend in der provesorischen Zeltstadt mit einem Mann gesprochen, der alleine mit einem ca. 1-jaehrigen Kind umherlief. Tundup ist der Name des Mannes und wir kamen ins Gespraech und er erzaehlte mir, was sich in jener Nacht fuer ihn ereignet hat:

" Nachdem meine Frau und ich von dem heftigen Regen aufgewacht waren, war ploetzlich ein lautes Grollen zu hoeren. Wir wussten nicht, was es war, aber wir ahnten, dass etwas Unheilvolles bevorstand. In Panik wickelte meine Frau das Baby in eine Decke, als schon das Wasser ins Haus drang. Wir rannten nach draussen, ich hielt das Baby fest und das Wasser wurde immer mehr. Die Nachbarn bildetetn eine Kette, um durch das jetzt schon reissende Schlammige Wasser in Sicherheit zu kommen. Ich versuchte die Hand meiner Frau zu fassen, als eine Schlammlawine sie erfasste und mit sich riss.
Ich sah sie im Wasser untergehen und hoerte sie entsetzlich schreien. Sie konnte nur noch tot geborgen werden. Unser Haus ist zu 3/4 zerstoert."

Waehrend Tundup mir gegenueber sass und mir seine Geschichte erzaehlte, schaute mich sein Maedchen mit grossen verwirrten Augen an. Kinderblicke treffen mitten ins Herz. Die Geschichte hat mich sehr beruehrt und ich werde ihn und das Kind mit einem Teil Eurer Spenden unterstuetzen. Tundup wird jetzt im Winter zu seinem Bruder und dessen Frau ziehen.



So traurig jedes einzelne Schicksal auch ist, das Leben in Leh geht weiter. Bagger sind unermuedlich im Einsatz, um Strassen freizuraeumen. Der Schlamm ist inzwischen hart wie Beton geworden. An den Strassenraendern tuermen sich die Erdhaeufen. Viele Haeuser sind einsturzgefaehrdet und deshalb unbewohnbar geworden. Die Regierung denkt schon darueber nach den Tibetern, die in Choglamsar gewohnt haben, eine neues Areal zuzuteilen. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen wie diese riesigen verwuesteten Wohngebiete wieder in Ordnung gebracht werden koennen. Zumal der Winter ab Oktober bevorsteht. Die freiwilligen Helfer werden auch weniger, weil die Touristen abreisen. Neue Touristen kommen nur schleppend nach und die kommen natuerlich nicht zum Schaufeln, sondern zum Trecken.

Ja oberflaechlich sieht es so aus, als ob sich das Leben in Leh wieder normalisiert haette, aber fuer die Betroffenen ist die Lage traumatisch und aeusserst ernst. Ein sehr grosses Problem ist die Trinkwasserversorgung in den betroffenen Gebieten. Es liegen noch etliche tote Menschen und Tiere unter den Schlammmassen, die Wasserleitungen sind zerbrochen und die Pumpen funktionieren nicht mehr. Das Grundwasser ist verseucht, die Ratten fuehlen sich wohl und es wimmelt von Fliegen. Deshalb ueberlege ich mir, ob ich mich an den Wasserpumpen und -filtern, die aus Australien eingeflogen werden sollen, mit den Spendengeldern beteiligen soll. Sauberes Wasser ist fuer die Menschen hier ueberlebenswichtig. Auch Kerosinoefen muessen angeschafft werden fuer den Winter. Ich muss mir aber erstmal einen genauen Ueberblick verschaffen.

Aber wie gesagt: LIFE GOES ON! Die Laeden haben wieder geoeffnet, auf dem Markt gibt es Obst und Gemuese, seit die Strasse nach Manali und Srinagar wieder auf ist. Die Kashmiris versuchen wieder, die wenigen Touristen in ihre Shops zu locken und man hoert wieder das Hupen der Autos und Enfields in den Hauptstrassen. Die Innenstadt ist voller Staub, ohne einen Mundschutz geht da keiner mehr "bummeln" oder einkaufen. Und trotzdem habe ich das Gefueh, dass die Ladakhis ihre Situation angenommen haben. Kein einziger hadert damit. Sie lachen und scherzen wie gewohnt. Zumindest zeigen sie eventuell vorhandene Verzweiflung und Frustation nicht.


Fuer uns Freiwillige bei Ladakh-Hilfe geht es jetzt wieder wie gewohnt weiter. Vormittags kommen die Kinder ins RAC, nachmittags haben wir Hausbesuche. Das Trauma Center bleibt bestehen und dafuer ist ein Local und ein FW fuer 2 Stunden nachmittags abgestellt. Da bleibt uns FW nur noch das Wochenende fuer Hilfsarbeit. Die Naechte auf der Stupa sind vorbei und wir koennen wieder beruhigt in unseren Betten schlafen. Uebrigens: Hier in der Changspa Road haben wir sauberes Quellwasser!

Wie Ihr seht, geht (fast) alles seinen gewohnten Gang, zumindest fuer die nicht Betroffenen. Troztdem bleiben meine Gedanken oft an dem Anblick der Verwuestung und an den Menschen, die alles verloren haben, haengen und ich frage mich manchmal, wie ich mit so einem grossen Verlust umgehen koennte. Gottseidank muss ich es nicht. Am Wochenende werde ich nach Sabu fahren und mir die Verwuestung dort anschauen und sehen, ob wir was machen koennen. Oder aber ich werde mal einen Tag freinehmen und mich mit einem Buch ins Little Cafe zum Dillip setzen und Masala Tee trinken. Euch wuensche ich ein schoenes Wochenende.

Die Bilder richtig zu plazieren ist nicht moeglich, sie sind einfach zwischendrin gelandet.

Juley!!!!

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