Freedom is not a gift given, it`s a choice made

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13.08.10

Flutwelle in Leh

Nach langem Warten vor einem der wenigen Internetcafes mit Satelitenempfang, will ich Euch schildern, was in der Nacht zum 6.8. und die darauffolgenden Tage passiert ist.
Schon am Do Nacht hat es heftig gewittert und geregnet. Da haben wir halt Schuesseln und Toepfe aufgestellt, um das durchs Dach tropfende Wasser aufzufangen.
Die naechste Nacht um 00.06h brach die Hoelle los. Es haemmerte aufs Dach, Blitze zuckten ringsherum, ein Donnergetoese war zu hoeren, als wuerden die Goetter vom Dach der Welt auf die Menschheit herunterschreien. Ins Erdgeschoss drang schnell viel Wasser ein und breitete sich im Hausgang aus. Alle Hausbewohner versammelten sich unten. Wir hatten alle Angst. Ladakh hat noch NIE so viel Regen gesehen. Die Haeuser sind dafuer nicht gebaut. Die Lehmsteine weichen auf und werden instabil.
Irgendwann liess dann das Getoese und das Haemmern aufs Dach nach. Wir befoerderten das Wasser mit Eimern, Besen und Lappen nach draussen. Der ganze Garten stand unter Wasser. Wir waren alle froh, als wir wieder in unsere Schlafsaecke kriechen konnten. Bis dahin dachten wir, es waere ein ganz gewoehnliches Unwetter gewesen. Weit gefehlt!!
Am naechsten Morgen kam ein Anruf ueber Handy, dass die Therapie ausfaellt, der Busbahnhof sei durch eine Flut zerstoert worden, es gaebe Tote und viele Verletzte. Wie paralysiert sprangen wir vom Fruehstueck auf und rannten Richtung Main Bazar. Wir trauten unseren Augen nicht und so langsam drang die schreckliche Wahrheit in unser Bewusstsein. Eine riesige Schlammlawine hatte sich vom Berg geloest und eine Schneise der Verwuestung mitten durch die Stadt geschlagen. Zerstoerte Haeuser, unbefahrbare Strassen, Autos und Busse bis zur Unkenntlichkeit mitgerissen.
Eine Menge Menschen irrte ziellos umher oder manche gruben mit den Haenden nach Angehoerigen. Es war ein grauenhafter Anblick. Ich musste mit den Traenen kaempfen und gleichzeitig war ich mit einer Dankbarkeit erfuellt, dass die Flut uns verschont hat. Noch am selben Tag verteilten wir gekochten Reis an Hungrige und schleppten Steine und Dreck.
Die darauffolgenden Tage liessen wir uns von der Ladakh-Buddhist-Association zur Arbeit rekrutieren und nach Choglamsar fahren. Leute, was wir da gesehen haben, uebertrifft die Welle in Leh noch um ein Vielfaches, mit Worten nicht zu beschreiben. So stelle ich mir ein erdbeben oder eine Bombadierung im Krieg vor. die Bilder brennen sich ins Gehirn und verfolgen uns in unseren Traeumen.
Wir buddeln Haeuser aus, waten kniehoch durch Schlamm, desinfizieren und verbinden Wunden und schleifen noch vorhandenes Hab und Gut aus einsturzgefaehrdeten Haeusern. Das Militaer reagiert nur langsam und somit laeuft die nationale Hilfe auch sehr langsam an. Indische Mentalitaet halt.
Ich habe das Gefuehl, mehr Touristen und Auslaender sind am Arbeiten, waehrend die Einheimischen voellig starr und apathischsind und nicht wissen, wo sie anpacken sollen.
So eine Situation hat es in Ladakh noch NIE gegeben und die Menschen wissen ueberhaupt nicht damit umzugehen. Viele haben alles, aber auch wirklich alles verloren. die meisten Ladakhis haben kein Bnkkonto und bewahren ihr Bargeld zuhause auf. WEG!!! Und wieder einmal trifft es die Aermsten in Choglamsar am meisten.
Wie schnell kann doch von einem Tag auf den Anderen alles anders sein. Das ist mir hier so hautnah bewusst geworden ohne die ueblichen Phrasen, die man so oft leichtfertig von sich gibt.
So vergehen die Tage, waehrend das RAC geschlossen bleibt. Aber alle unsere kleinen Patienten sind am Leben. Gottseidank!!
Die naechsten vier Naechte verbringen wir auf der Shanti Stupa in Zelten, weil alle Angst vor neuem Regen und somit Erdrutschen haben. Es gleicht einer Massenveranstaltung und aehnelt einem Volksfest da oben. Trotz allem Ungluecks sind die Menschen hier ruhig und freundlich, zuvorkommend und ueberhaupt nichyt panisch. Sie kochen, lachen und singen. Ich finde das sehr ergreifend. Wenn sie um einen nahestehenden Menschen trauen, dann tun sie das aus vollem Herzen und lassen ihn danach los in ihren Herzen. Das ist eben Teil des buddhistischen Glaubens.
Am Mittwoch, 11.08. war hier ein Trauermarsch vom Busbahnhof nach Choglamsar. Ca 8000 Menschen nahmen daran teil mit Kerzen und Gesaengen.
Seit Mittwoch hat die Ladakh-hilfe in ihren Raeumen ein Trauma-Center eingerichtet. Wir bieten Gespraechs-Atem- und Koerpertherapie fuer Betroffenean und ab Montaqg kommen wieder unsere Kinder.
Wenn ich jetzt so durch die Strassen gehe, merke ich, dass sie immer leerer werden.. Die touristen reisen ab, weil keine Trekkingtouren gehen, neue kommen nicht nach, weil das Auswaertige Amt vor Reisen nach Ladakh gewarnt hat und alle Reiseveranstalter ihre Reisen gecancelt haben. Das trifft die hiesigen Haendler sehr stark. Sie sind auf die Sommereinnahmen durch die Touristen angewiesen. Viele Laeden haben schon geschlossen, andere denken darueber nach. Die Tibetermaerkte sind rar geworden.
Die Strassen nach Srinagar und Manali sind immer noch nicht passierbar. Deshalb gibts kein Obst mehr auf den Maerkten. Hungern tun wir aber trotzdem nicht. Keine Angst. So ein leckeres Bananen-Lassi ist jetzt halt nicht mehr drin.
Wann wir wieder Telefonfestnetz und somit Internetverbindung haben, das steht in den Sternen. Der Strom faellt noch erschreckend oft aus und reicht gerade mal um die Akkus fuer die Kamera aufzuladen.
Ja meine Lieben, es gaebe noch so viiiiel zu erzaehlen, aber das wuerde den Rahmen sprengen. Aber eins weiss ich, wir Freiwilligen werden gerade jetzt hier gebraucht und die Menschen sind dafuer sehr dankbar!

Euch allen wuensche ich ein schoenes, geruhsames und sonniges Wochenende!!
Julley!!! Lisa

P.S. Habe versucht, Bilder hochzuladen. Keine Chance!! Deswegen gibts die ein anderes Mal!

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